Adiós – El Palomar!
Wir haben nun 4 Wochen auf unserem vertrauten Stellplatz in El Palomar gestanden. Es war eine schöne Zeit, um zur Ruhe zu kommen. Vertraute Abläufe, vertrautes Personal, vertraute Umgebung, vertraute Wanderwege…
Wir sind unsere Wanderrunden je nach Lust und Laune abgelaufen: 6 km, 9 km oder 12 km. Sie sind uns nie langweilig geworden. Wandern ist mehr als nur wandern. Wir haben miteinander geredet und miteinander geschwiegen, ganz so wie unsere Bedürfnisse waren. Mittlerweile kennen wir uns zu gut, und können uns sehr schnell abstimmen. Wir genießen es, gemeinsam unterwegs zu sein. Wir haben ein paar Ausflüge mit dem Camper gemacht und meinen Schwager besucht, der hier in der Nähe wohnt.
Es haben sich für uns drei Begriffe herauskristallisiert, die beschreiben, wie wir unser Leben mit dem Camper gestalten wollen:
einfach – wenig – langsam
Es tut so gut, gegen den Trend zu leben.
einfach –
Unsere Welt ist kompliziert. Aber auch das Leben vieler Menschen ist kompliziert. Es geht nicht einfach mal so… Wir haben Ansprüche an uns und andere. Wir suchen das Besondere, weil uns das Alltägliche langweilig erscheint. Man kann sich nicht einfach mal so besuchen – ohne Einladung! Wenn man sich verabredet, dann muss das Outfit stimmen, das Make-up muss passen und die Frisur muss sitzen!
Unter Campern ist es meist entspannter. Jedenfalls haben wir es so erlebt. Man kommt ins Gespräch, wenn man will. Man ist niemandem verpflichtet. Wenn Kontakte entstehen, dann sind sie ungezwungen und wenn man will bleibt man auch in Kontakt. Wir haben Mareike und Nikolai kennen gelernt. Junge Menschen, die sich nicht mit allem arrangieren, sondern sich Gedanken über ihr Leben machen und mal für ein Jahr durch Europa reisen.
Zuletzt standen Michael und Sonja neben uns. Sie erzählten, wie sie zum Wohnmobil kamen, welche Reisen sie schon unternommen haben. Dann erklärten sie mir die Funktionsweise einer Fisheye-Kamera und empfahlen mir eine brauchbare ReiseApp.
Sind wir mit dem Wohnmobil unterwegs essen wir am liebsten ganz einfach. Wir lieben Eintöpfe in allen Variationen. Wir essen wenn wir Hunger haben. Selten was besonderes aber das genießen wir. Wir haben Zeit, das Einfache zu schmecken und zu genießen. Den Grill haben wir zu Hause gelassen; wir vermissen ihn nicht.
wenig –
Alles was man hat muss man bekümmern. Ob es eine Vase im Regal ist oder die Anzüge und Kleider im Kleiderschrank. Camper haben nicht viel Platz und haben deshalb wenig. Wer wenig hat, geht sorgsam damit um. Wir staunen immer wieder, wie wenig Wasser wir verbrauchen und wie lange wir mit 11 kg Gas zurecht kommen.
Wir müssen nicht mehr arbeiten und haben deshalb keine Verpflichtungen und keine Termine. Hier und dort ein Video-Chat, aber das hält sich sehr in Grenzen. Wir erleben: Weniger ist intensiver! Wenn nach dem Frühstück kein Termin ansteht, dann ist die gemeinsame Zeit am Morgen intensiver. Auch die Zeit, die wir mit Gott verbringen (Bibel lesen und beten) erleben wir ungestört und intensiver.
Wenn wir wenig Ablenkung haben, da können wir bei uns selbst bleiben. Wir nehmen uns selbst besser wahr. Im Gespräch miteinander reden wir darüber und gehen den Fragen nach, die sich uns stellen. Uns steht nur eine begrenzte Lebenszeit zur Verfügung und die wollen wir sinnvoll und zufriedenstellend nutzen. Deshalb ist es gut, sich auf das Wesentliche zu beschränken. Es ist nur wenig, was im Leben wesentlich ist. Darauf wollen wir uns konzentrieren.
langsam –
Das erklärt sich fast schon von alleine bzw. aus dem zuvor Geschriebenen. Wer wenig Termine hat, dem bleibt mehr Zeit und er kann ‘langsamer machen’. Für viele ist es aber gar nicht so einfach, langsamer zu machen, selbst wenn nichts dringendes ansteht. Wenn’s drinnen rast – wird’s draußen nicht langsam.
Warum sind wir so schnell? Wenn ich viel erledigen will, dann muss ich schnell sein. Wenn ich viel erleben will, dann muss ich möglichst viel in kurze Zeit packen. Und das ist die Falle. Jeder hat nur begrenzte Lebenszeit. Je mehr ich erleben will, um so mehr muss ich aneinander reihen, damit ich das in meine Lebenszeit unterbringe, was mir wichtig ist. Trotzdem habe ich das meiste nicht gesehen, das meiste nicht erlebt. Ich habe nur einen winzigen Auszug dessen was möglich ist erlebt.
Der Schlüssel ist: weniger ist mehr! Entschleunigung ist angesagt. Im Camper an einem fremden Ort ohne Termine und Verpflichtungen lässt es sich am besten einüben. Wenn ich wach werde, muss ich nicht aufstehen – ich kann aufstehen, wenn ich will. Ich kann gleich frühstücken, ich kann aber auch die ersten Sonnenstrahlen im Liegestuhl genießen. Vielleicht habe ich noch gar keinen Hunger?! Vielleicht gibt es heute nur 2 Mahlzeiten. Ich habe ja Zeit, ein Gut, dass wir nicht vermehren können.
Langsam heißt: viel Zeit für weniges. Schnell heißt: wenig Zeit für vieles. Schnell und flüchtig rast das Leben an uns vorbei. Oder aber, wir genießen den Augenblick. Das kann man aber lernen…
Und nun noch ein paar Impressionen aus unserer Zeit in El Palomar und von unseren Ausflügen, die hier nicht gesondert berichtet wurden.